Ein Iserlohner schrieb Medizingeschichte - Dr. Johann Wilhelm Tolberg (1762-1831) gründete das erste deutsche Solebad Bad Salzelmen

10.10.2024

Das zweite Halbjahresprogramm der stadtgeschichtlichen Vortragsreihe des Stadtarchivs Iserlohn startete mit einem Vortrag über den in Iserlohn geborenen Arzt Dr. Johann Wilhelm Tolberg (1762-1831). Britta Meldau und Mathias Hille vom Stadtarchiv Schönebeck (Elbe) nahmen in ihrem Vortrag „Ein Westfale im Magdeburger Land“ die Zuhörenden im Fanny-van-Hees-Saal im Stadtbahnhof nicht nur mit auf eine biografische Entdeckungsreise. Sie stellten auch die wechselvolle Geschichte des von Dr. Tolberg gegründeten ersten deutschen Solebades Bad Salzelmen bei Magdeburg vor.

Nur wenige Spuren zu Tolberg und seiner Familie sind in Iserlohn zu finden: 1750 ist die Aufnahme seines Vaters, der aus Eiringhausen bei Plettenberg stammte, als Bürger in Iserlohn nachweisbar. Weitere Einträge zur Familie finden sich in den Kirchenbüchern der Evangelisch-lutherischen Obersten Stadtkirche wie der Taufeintrag von Johann Wilhelm Tolberg am 24. Oktober 1762. Allerdings fehlen aufgrund des sehr knappen Eintrags das Geburtsdatum und die Paten. Unbekannt ist auch, wer Johann Wilhelm Tolberg bei der Aufnahme seines Theologiestudiums in Halle (Saale) unterstützte. Als Sohn eines Handwerkers fehlten der Familie eigentlich die finanziellen Mittel, die zu diesem Schritt erforderlich waren. Mit dem Wechsel zum Medizinstudium fand Tolberg schließlich seine eigentliche Berufung. Der bekannte Hallenser Mediziner Professor Philipp Friedrich Theodor Meckel war nicht nur Lehrer von Tolberg, er nahm ihn auch einige Jahre in seinem Haus auf und förderte seine Karriere.

Nach seiner Promotion und ersten beruflichen Stationen in Calbe und Staßfurt kam Johann Wilhelm Tolberg 1794 als Knappschaftsarzt zur Saline Schönebeck. Hier widmete er sich nicht nur der gesundheitlichen Versorgung der Salinenarbeiter. Er erforschte intensiv die Heilwirkungen der Sole und begründete damit die wissenschaftliche Soleheilkunde. 1802 hatten seine Vorschläge zur Einrichtung eines Solebades in Elmen bei Schönebeck Erfolg. Die preußische Regierung bewilligte die erforderlichen Mittel, sodass es zur Gründung des ersten deutschen Soleheilbades kam. Dr. Tolberg veröffentlichte in den folgenden Jahren mehrere Schriften über die medizinische Anwendung von Sole, die eine weitreichende Resonanz fanden. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden in rund 30 deutschen Salinenstandorten Heilbäder. 1831 starb Dr. Tolberg. Sein Lebenswerk – Bad Salzelmen – entwickelte sich zu einem etablierten Kurort. Die Vortragenden Britta Meldau und Mathias Hille führten aus, dass an Dr. Tolberg bis heute in Bad Salzelmen auf vielfältige Weise erinnert wird: eine Straße, eine Schule und eine Solequelle tragen seinen Namen. Im Kurpark befindet sich eine Büste und das einzige erhaltene Porträtgemälde Dr. Tolbergs ist im Salzlandmuseum ausgestellt.

Stadtarchivar Rico Quaschny dankte den Kollegen aus Schönebeck für den informativen Vortrag und betonte, dass Dr. Tolberg zu den bedeutenden Iserlohnern gehört, die anderenorts Herausragendes geleistet haben. Umso bedauerlicher sei es, dass Tolbergs Lebenswerk bislang in Iserlohn kaum Beachtung gefunden hätte.

Und so bleiben aufgrund der mangelhaften Quellenlage noch einige Fragen offen: Hielt Dr. Tolberg nach seinem Weggang noch enge Kontakte nach Iserlohn? Besuchte er seine 1808 in Iserlohn verstorbene Mutter? Erst, wenn neue Dokumente entdeckt werden, dürften sich diese und andere Fragen klären lassen.


Foto:  ©  Rico Quaschny / Stadtarchiv Iserlohn
Die Schönebecker Archivare Britta Meldau und Mathias Hille betrachten im Stadtarchiv Iserlohn den Eintrag über die Aufnahme von Tolbergs Vater im Iserlohner Bürgerbuch.